<logo theaterdock>
Link zur Punk-SeiteHome Z.BlanckLink zur Comic-Seite

 

 

 
texte

    Der Weg des Herzen

 

Jeder Christ müsste auf Berufung des Neuen Testamentes und jeder Buddhist mit Verweis auf die Weisheitslehre „Dhammapada“ den Kriegsdienst verweigern.

 

Für Christen gilt die Lehre Jesu, niedergeschrieben im Neuen Testament und dort heißt es bei...

Matthäus 26:52: „Steck dein Schwert wieder weg, denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen.“

Matthäus 5:43-45: „Ihr habt gehört, dass gesagt wurde: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.‘ Doch ich sage euch: Fahrt fort, eure Feinde zu lieben und für die zu beten, die euch verfolgen, damit ihr euch als Söhne eures Vaters erweist, der in den Himmeln ist, da er seine Sonne über Böse und Gute aufgehen und es über Gerechte und Ungerechte regnen lässt.“

Markus 12:28-31: Und es trat zu ihm einer der Schriftgelehrten, der ihnen zugehört hatte, wie sie miteinander stritten. Als er sah, dass er ihnen gut geantwortet hatte, fragte er ihn: Welches ist das höchste Gebot von allen? Jesus antwortete: Das höchste Gebot ist das: „Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft.“ Das andre ist dies: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Es ist kein anderes Gebot größer als diese.

Wer den Buddhismus ausübt beschreitet den edlen achtfachen Pfad des rechten Lebens. Dazu heißt es in den Versen 129-130 des Dhammapada den Lehren von Buddha über die Gewalt:

 

Alle Wesen zittern vor der Gewalt,

Alle Wesen fürchten den Tod;

Sieh dich selbst in anderen,

Und töte nicht, verletze nicht.

 

Alle Wesen zittern vor der Gewalt,

Alle Wesen lieben das Leben;

Sieh dich selbst in anderen,

Und töte nicht, verletze nicht.

 

Um das eigene Handeln, das Machtstreben zu rechtfertigen wird das Umsetzen der gewaltlosen Lehre und das Gebot der Liebe im Allgemeinen als ein weltfremdes, idealisiertes, unmögliches Anliegen dargestellt, dessen Einhaltung man allerhöchsten von einem Heiligen erwarten kann.

 

    Der Pfad der Logik

 

Da in der heutigen Zeit Religionen eher als rückständig und veraltet gelten, beruft sich der moderne Mensch auf Wissenschaft und Fakten. Sehen wir uns also unter diesem Aspekt die Geschichte des Krieges an.

In den Anfangstagen, als wir noch als Jäger und Sammler unterwegs waren, kam es oft zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, wenn ein fremder Stamm in dem von uns beanspruchten Lebensraum (Jagdgebiet) eindrang und somit den Fortbestand des eigenen Stammes gefährdete.

Nachdem der Mensch durch den Anbau der Landwirtschaft sesshaft geworden war und sich Berufsstände gebildet hatten, konnte sich eine Klasse bilden - zu denen die Herrschenden, Priester und Krieger zählten - die nicht unmittelbar am Produktionsprozess beteiligt war. Die Krieger dienten sowohl zur Eroberung und Verteidigung des Landes als auch zur Erhaltung der Machtverhältnisse. Kriege wurden im Auftrag der Herrschenden zu deren Bereicherung (bzw. Sicherstellung von Ressourcen) und Machterweiterung geführt, schon im Altertum wurden zur Aufstockung des Heeres Söldnertruppen eingesetzt. Krieg bedeutete für die Bevölkerung Verwüstung, Plünderung, Sklaverei, Vergewaltigung und Tod, dabei wurden sie oftmals selbst von den Truppen des eigenen Herrschers nicht verschont. Egal wie der Krieg endete, Leidtragender war immer das Volk. Es zahlte mit seinem Blut und Vermögen. Um den eigenen Lebensraum zu mindestens ein wenig zu schützen, errichteten die Bewohner vieler Orte Befestigungsanlagen (Stadtmauern) und gründeten Bürgerwehren (Bürgerkorps).

Bis ins 18. Jahrhundert waren die meisten Menschen Untertanen (Dritter Stand) eines absoluten Herrschers und es gab für sie kein Grund sich an kriegerischen Auseinandersetzungen zu beteiligen, da sich an ihrem Status - egal welche Kriegspartei siegte - nichts änderte.

Falls das Volk doch einmal zu den Waffen griff, dann geschah dies aus purer Verzweiflung und richtet sich ausnahmslos gegen ihren jeweiligen Herrscher (dabei spielte es keine wesentliche Rolle, ob es sich um eine Fremdherrschaft oder den eigenen Adel handelte). Auslöser war in der Regel die schlechte wirtschaftliche Lage bzw. hohe Steuern, die zu einer solchen Notlage geführt hatten, dass die Bevölkerung als letzten Ausweg vor dem drohenden Hungertod den fast aussichtslosen Kampf gegen die Streitkräfte des Herrschers mit dem Ziel von dessen Absetzung sahen. In aller Regel scheiterten diese Aufstände.

Folgenschwere Einschnitte in der Geschichte waren der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg (1775-83) und für Europa die Französische Revolution (1789). Im Bürgertum war ein allgemeines Bestreben nach mehr Einfluss in den Parlamenten entstanden, verbunden mit dem Wunsch nach einer Demokratisierung des Staates oftmals auch mit der Forderung nach der Abschaffung der Monarchie. Dieses Aufbegehren war neben den Kriegen gegen Napoleon im 19. Jahrhundert eine zusätzliche Gefahr für die bestehenden Kaiser- und Königreiche Europas, die im Begriff waren auseinanderzufallen, da ihre Grenzen in der Regel durch Eroberungsfeldzügen oder einer geschickten Heiratspolitik entstanden waren. Nur sehr selten stimmten sie mit den Lebensräumen einzelner Volksstämme überein. Diese bedrohliche Entwicklung des Zerfalls wurde jedoch selbst von den radikalsten Revolutionären nicht angestrebt und so entstand zur Erhaltung des Staats die Ideologie des Nationalismus. Sie gewann schnell in ganz Europa an Bedeutung und prägte die Märzrevolution (1848/49) oder die „Wiedererstehung“ (Risorgimento 1815-1870) des italienischen Staats. Das Bestreben des Nationalismus war es, die verschiedenen  Bevölkerungsgruppen zu binden indem er die Nation zur höchsten und letzten Instanz erklärte und die Abstammung bzw. die zufällige Geburt auf seinem Staatsgebiet zu einer Errungenschaft erhob. So kann z.B. der größte Idiot darauf stolz sein „dem Volk der Dichter und Denker“ anzugehören (siehe auch das Zitat von Arthur Schopenhauer).

Umso stärker der Einzelne sich mit seiner Nationalität identifiziert umso empfänglicher reagiert er auf angebliche oder tatsächliche Benachteiligungen, Beleidigungen oder Aggressionen gegenüber seiner Nation und wird so zu einem leichten Opfer der Propaganda. Andere Nationen sind im besten Falle Rivalen, wurden jedoch eher als „kulturlose Barbaren“ bezeichnet (In der heutigen Zeit als „Feinde der Demokratie“ oder der „westlichen Werte“).

Der aufkommende Patriotismus spiegelte sich auch in den Nationalhymnen wieder: „Deutschland, Deutschland über alles“ (1841), „Lasst uns die Reihen schließen / Wir sind bereit zum Tod / Italien hat gerufen!“ (1847) oder in der Marseillaise „Zu den Waffen, Bürger / Formiert eure Truppen/ Marschiert...“ (1792). Der Bürger wurde aufgefordert für seine Nation einzustehen, zu kämpfen. Das Machtbestreben, die Interessen der Herrschenden wurde so zum Anliegen des Volkes deklariert.

In Preußen wurde eine allgemeine Wehrpflicht eingeführt (1814). In den meisten anderen europäischen Staaten wurde die erforderliche Anzahl der Rekruten unter den tauglich Gemusterten ausgelost. Es bestand jedoch die Möglichkeit als Betroffener einen bezahlten Ersatzmann für sich zu stellen. So konnten sich Vermögende vom Wehrdienst freikaufen. „Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich herausfand, dass es welche gibt, die nicht hingehen müssen.“ (Erich Maria Remarque)

In der Folgezeit waren in Europa alle Kriege von einem extremen Nationalismus geprägt und die Bevölkerung zog bereitwillig freudetrunken oder zumindest pflichtbewusst aufs Schlachtfeld. Erst als die Ehemänner und Söhne fielen dämmerte es dem Volk, es gab nichts zu gewinnen ...


Warum haben wir unser rotes Herzblut dahingegeben?

Bei unserm Kaiser blieben alle sechs am Leben.

Wir haben einmal geglaubt ... Wir waren schön dumm ... !

Uns haben sie besoffen gemacht ...

Warum –?


Einer hat noch sechs Monate im Lazarett geschrien.

Erst das Dörrgemüse und zwei Stabsärzte erledigten ihn.

Einer wurde blind und nahm heimlich Opium.

Drei von uns haben zusammen nur einen Arm ...

Warum –?


(Auszug aus dem Gedicht: Kopf ab zum Gebet, Kurt Tucholsky 1924)



In den Köpfen der Menschen brauchte es jedoch keine zwei Jahrzehnte, da schienen die Schrecken des Krieges schon wieder vergessen. Offenbar muss jede Generation die Leiden des Krieges am eigenen Leib erfahren um einen Weg der Versöhnung zu finden. Wie sonst ist es zu erklären, das seit Jahrtausenden der Mensch sich gegenseitig umbringt, obwohl die Geschichte ihn doch gelehrt haben müsste, dass er nicht ohne schmerzhafte Wunden aus einem bewaffneten Konflikt kommt.

 

    Warum?

 

Was bewegt Menschen trotz den schrecklichen Erfahrungen aus ihrer Geschichte immer wieder bereitwillig dazu in den Krieg zu ziehen?

 

Was bewegt Menschen dazu andere Menschen zu töten, denen sie zuvor nie begegnet sind?

 

„Das Absurde und Ungeheuerliche am Krieg ist, dass Männer, die keinen persönlichen Streit haben, dazu ausgebildet werden, sich gegenseitig kaltblütig zu ermorden.“ – Aldous Huxley

 

Muhammad Ali: „Mein Gewissen erlaubt es mir nicht, einen Bruder zu erschießen. Wofür sollte ich sie erschießen? Sie haben mich nie einen ‚Nigger‘ genannt. Sie haben meine Mutter nicht vergewaltigt. Und sie haben auch meinen Vater nicht umgebracht. Warum also sollte ich auf sie schießen?“


Um dies zu erreichen bedienen sich die Herrschenden und die Kriegstreiber einer einfachen Waffe, die aber um so wirkungsvoller ist: der Propaganda.

„Die Aufnahmefähigkeit der großen Masse ist nur sehr beschränkt, das Verständnis klein, dafür jedoch die Vergesslichkeit groß. Aus diesen Tatsachen heraus hat sich jede wirkungsvolle Propaganda auf nur sehr wenige Punkte zu beschränken und diese schlagwortartig so lange zu verwenden, bis auch bestimmt der Letzte unter einem solchen Worte das Gewollte sich vorzustellen vermag. Sowie man diesen Grundsatz opfert und vielseitig werden will, wird man die Wirkung zum Zerflattern bringen, da die Menge den gebotenen Stoff weder zu verdauen noch zu behalten vermag.“ - Adolf Hitler (Mein Kampf)

Die wahren Gründe eines Krieges müssen für die Bevölkerung verschleiert werden bzw. akzeptabel sein. In der Vergangenheit hielt das Christentum dafür her, denn die Heiden mussten bekehrt werden, notfalls getötet, nur so konnten die besetzten Ländereien und die Schiffsladungen voller Reichtümer, die ins Heimatland flossen, gerechtfertigt werden.

Heute heißt es für die Demokratie einzustehen, für die Freiheit und die Werte des Westens zu kämpfen, dann wiederum darf man die Ölfelder im Irak oder Syrien besetzen. So drohte Jimmy Carter schon am 23.1.1980: „Jeder Versuch einer ausländischen Macht, die Region des Persischen Golfs in ihre Gewalt zu bringen, wird als Angriff auf die vitalen Interessen der USA betrachtet. Ein solcher Angriff wird mit allen nötigen Mitteln zurückgeschlagen werden, militärische Gewalt eingeschlossen.“ (State of the Union Address. Washington, DC) Die Folgen sind bekannt. (Wer immer noch von Amerikas freiheitlichen, demokratischen Mission überzeugt ist, sollte sich bei Wikipedia mal die Liste der Militäroperationen der Vereinigten Staaten und bekannte Operationen der CIA ansehen. Aktuell zur Ukraine))

Wenn ausnahmsweise mal nicht das wirtschaftliche Interesse im Vordergrund steht so hat ein militärisches Eingreifen der Großmächte insbesondere in regionalen Konflikten die Funktion der Machtdemonstration.

"In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt." Egon Bahr, Bundesminister und „Architekt der Ostverträge“ in einer Diskussion mit Schülern. (Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung vom 04.12.2013)

 

  

 

Z.Blanck © 2022