
Antisemitismus
ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich ein Begriff
im Laufe der Zeit von seiner
ursprünglichen Bedeutung entfernen kann.
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Man kann wohl davon ausgehen, dass die
absolute Mehrheit der Bevölkerung nicht die geringste Ahnung hat vorher
der Begriff Semiten stammt. Dazu müsste man das Alte Testament und die
Geschichte Noahs kennen. Und zwar was nach der Sintflut geschah, nachdem
die gesamte Menschheit vernichtet war und nur Noah mit seiner Frau und
den Familien seiner drei Söhne Sem, Ham und Japheth überlebt hatte. Laut
Bibel sind die drei Söhne die Stammesväter der gesamten Menschheit. Sem begründete
die Völker der arabischen Halbinsel, Ham die dunkelhäutigen Afrikaner
und Japheth die Europäer. (Dazu folgende Anmerkung: Chinesen, Japaner,
Aborigines, etc. - also Völker, die außerhalb
des Großraumes des Mittelmeers lebten, waren den damaligen Autoren der Bibel
unbekannt.)
Zu Beginn des 19. Jahrhundert versuchte man
die jahrhundertelange Judenfeindlichkeit und -verfolgung mit einer
angeblichen Wissenschaft der Rassentheorie zu belegen, von einer minderwertigen Rasse der
Semiten war die Rede, was natürlich auch die Araber einschloss.
Der Fokus der daraus folgenden Diskriminierung und Verfolgung zielte
jedoch nur auf die jüdische Bevölkerung. (Die arabische Gemeinschaft
spielte zu dieser Zeit zahlenmäßig in Europa keine große Rolle.) So
etablierte sich im allgemeinen Sprachgebrauch nur noch die Juden als Semiten
zu bezeichnen - obwohl das von der Wortherkunft unsinnig ist.
Die Rassenlehre erwies sich als ein
furchtbarer Irrtum der Geschichte. Um so unbegreiflicher ist es, dass ein
Begriff aus ihrem Dunstkreis der "Antisemitismus" als Synonym für
Antijudaismus bzw. Judenhass in den allgemeinen Sprachgebrauch Einzug
gefunden hat. Die Verwässerung bei der Verwendung des
Begriffs führt zu eigenartigen Kapriolen, Israel wirft ihren arabischen Nachbarn "Antisemitismus" vor -
obwohl zumindest die orthodoxen Juden
ihre Tora (fünf Bücher Moses) etwas besser kennen sollten .
Z.Blanck © 2019